Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 23. Dezember 1998

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"'Gauck-Behörde soll noch viele Jahre arbeiten' / Bundestagspräsident Thierse gegen Schlußstrich-Debatte / Stasi-Regelanfrage beibehalten / Lob für neue Stiftung
... Jeden Monat stellen nach Gaucks Angaben weiterhin rund 10000 Privatpersonen Anträge auf Akteneinsicht, ebensoviele Überprüfungsgesuche kämen von Behörden. Vier Millionen Anträge seien es insgesamt. Erst jetzt seien alle Anfragen aus dem Jahr 1993 bearbeitet worden. Thierse sagte, die unverändert hohe Zahl der Anfragen zeige, daß das Interesse an dieser Form der Aufarbeitung auch nach sieben Jahren noch keinesfalls nachgelassen habe. Der Bundestagspräsident widersprach der zunehmend geäußerten Forderung nach einem 'Schlußstrich' unter die Beschäftigung mit der DDR-Geschichte. ... Es werde allerdings 'Akzentverlagerungen' geben, weg von der Bearbeitung von Anträgen und hin zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung und Archivierung von Dokumenten. Der Bundestagspräsident zeigte sich beeindruckt vom 'sprichwörtlichen Ehrgeiz', mit dem die Gauck-Mitarbeiter in der ehemaligen Stasi-Zentrale in mühevoller Kleinarbeit zerstörte Akten wiederherstellen., die die Stasi in den Wendemonaten 1989/90 vernichten wollte. ... Thierse kritisierte erneut die kürzlich erhobenen Forderungen von PDS-Bundestagsabgeordneten nach Amnestie und Entschädigung für ehemalige DDR-Funktionsträger. Er verteidigte die Stasi-Regelanfrage bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei der Gauck-Behörde. Hierbei solle in Zukunft aber stärker differenziert werden, welches Amt die betreffende Person heute bekleidet. Thierse und Gauck kritisierten die Abschaffung der obligatorischen Anfrage in Mecklenburg-Vorpommern durch die dortige SPD-PDS-Koalition. Dort werden Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes nur noch auf Anfrage auf eine ehemalige Staatssicherheits-Tätigkeit überprüft. ... Beim anschließenden Besuch der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Bezirk Mitte lobte Thierse die seit November arbeitende Stiftung als 'außerordentlich wichtig'. ... ...sagte Thierse, vor allem die Förderung und Vernetzung von kleinen Archiven, Opferverbänden und ehrenamtlichen Aufarbeitungsgruppen erfülle eine bedeutende politische und gesellschaftliche Aufgabe." Tsp 23.12.98 S. 2

"'DDR-Aufarbeitung ist nötig und wichtig' / Bundestagspräsident Thierse will mit Besuch der Gauck-Behörde ein Zeichen setzen
... Der Bundestagspräsident sprach sich grundsätzlich für die Beibehaltung der Regelanfrage im Öffentlichen Dienst aus. Dabei müßten acht Jahre nach der Vereinigung allerdings Differenzierungen möglich sein, bemerkte Thierse. Für Bewerber eher unbedeutender Stellen könnte auf weitere Nachfragen bei der Gauck-Behörde nach der Erstauskunft verzichtet werden, schlug er vor. Da in den Anfangsjahren der Gauck-Behörde die Unterlagen nur sehr unvollständig erschlossen waren, werden Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst oft mehrfach überprüft. 'Je höher das zu besetzende Amt ist, desto strenger muß jedoch überprüft werden', forderte Thierse. Das gelte auch für Landtagsabgeordnete, sagte er mit Blick auf die Aufhebung der Regelanfrage in Mecklenburg-Vorpommern." BerlZtg 23.12.98 S. 6

"Vom Detail-Puzzle zur kompletten Analyse der Stasi / Thierse sieht noch viel Arbeit für Gauck-Behörde. USA und Rußland sollen MfS-Akten zurückgeben
... Puzzle-Rekord: Rekonstruktion eines postkartengroßen Dokuments aus 92 Teilen." MoPo 23.12.98 S. 2

"Thierse für Rückgabe der Stasi-Akten aus USA / Appell auch an Rußland / Neue Enthüllungen möglich
... Die Dokumente der DDR-Auslandsspionage waren im Zuge der Wende in die USA und nach Rußland gelangt. Der Geheimdienst CIA soll sich dabei die Namen von rund 13 000 Stasi-Spionen beschafft haben. ... Eine Veröffentlichung der Akten könnte zu neuen Stasi-Enthüllungen führen. Gauck sagte, die Dokumente könnten helfen, die Zahl von rund 20 000 Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit im Westen weiter zu belegen. Seriöse Angaben über den Inhalt der Dokumente könne er aber nicht machen." Tsp 23.12.98 S. 1

"Aktion 'Rosewood': die Meisterleistung der CIA / Stasi-Material kam nach der Wende in die USA - jetzt will Bonn die Rückgabe
... Nach neun Jahren Geheimniskrämerei hat die Bundesregierung genug. Stasi-Akten sind Eigentum des Rechtsnachfolgers der DDR, und dies ist - über die neuen Länder - die Bonner Regierung. ... Andere Quellen beteuern, es ginge um ein paar Mikrofilme, die zwar sämtliche Klar- und Decknamen und darüber hinaus alle Jahresberichte der HVA enthielten, ansonsten aber bequem in einem einzigen Koffer wegzuschaffen seien. ... Die CIA nutzte die Wende-Wirren, um sich das Gedächtnis des Feindes unter den Nagel zu reißen. ... Neben der Benutzung für Spionageprozesse ist zumindest ein weiterer Verwendungszweck der Akten klar. Die CIA benutzt sie, um mögliche Agenten 'auszubrennen', wie es im Geheimdienst-Jargon heißt. Jene Bürger der USA, West-Deutschlands, Großbritanniens und anderer Nato-Staaten, die in den HVA-Akten als Ostagenten geführt weden, erhielten Besuch vom CIA. ... Insgesamt soll die HVA-Datei 300 000 Namen enthalten." Tsp 23.12.98 S. 3

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"Berufung gegen 'Republikaner' / Innensenator Werthebach will Berufung gegen das Gerichtsurteil einlegen, wonach der Verfassungsschutz die 'Republikaner' nicht mehr nachrichtendienstlich beobachten darf
... Dazu zählen Abhörmaßnahmen und der Einsatz von V-Männern. Nach dem Urteil darf die Partei außerdem nicht mehr im jährlichen Verfassungsschutzbericht genannt werden. ... ...in dem schriftlichen Urteil, das seit wenigen Tagen vorliegt, üben sich die Richter in Verwaltungsschelte(:) Zur Untermauerung der inhaltlichen Vorwürfe wie beispielsweise einer 'rassistisch gefärbten Agitation' habe das Landesamt nicht das Parteiprogramm der Reps herangezogen. Der Verfassungsschutz halte das 'Parteiprogramm selbst offenbar für so wenig ergiebig, daß er es zum Beleg nicht anführt und sogar in der mündlichen Verhandlung über dessen aktuellen Stand nicht informiert schien', heißt es in dem Urteil. Außerdem habe der Verfassungsschutz keine Erkenntnisse vorgelegt, die mit nachrichtendienstlichen Mitteln gewonnen wurden. Die vom Verfassungsschutz vorgetragenen Fakten zu verfassungsfeindlichen Bestrebungen der 'Republikaner' seien nicht ausreichend gewesen, um den Einsatz von Abhörgeräten und V-Männern zu rechtfertigen. Ein solcher Eingriff in die Grundrechte sei nur bei 'greifbaren und schwerwiegenden Anhaltspunkten' gerechtfertigt. 'Einzelne Verdachtsmomente minderen Gewichts' reichten nicht aus. Auf die Menge und die 'inhaltliche Bedeutsamkeit' komme es an. Die Erkenntnisse dürften zudem nicht länger als zwei Jahre zurückliegen." 23.12.98 S. 18

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"Ab Frühjahr sollen Flüchtlinge kein Bargeld mehr erhalten / Einkauf per Chipkarte / Mehrere Bezirke planen Umstellung
Voraussichtlich im späten Frühjahr bekommen Kriegsflüchtlinge, die in den Bezirken Zehlendorf, Steglitz, Neukölln und Spandau wohnen, die Sozialhilfe nicht mehr bar ausgezahlt. Der monatliche Betrag von 380 Mark wird statt dessen auf einer scheckähnlichen, elektronischen Chipkarte gebucht. ... Das Unternehmen 'infracard' übernimmt die Abrechung." BerlZtg 23.12.98 S. 21

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"Wenn die Information privatisiert wird / Freier Träger klärt über Rechte und Pflichten von Arbeitslosen auf
... Dem Trend zur Verlagerung von Aufgaben an private Anbieter können sich auch die Arbeitsämter nicht mehr verschließen. Aus diesem Grund hat die Steglitzer Zweigstelle des Arbeitamtes Südwest beschlossen, Arbeitslose von einem privaten Träger über ihre Rechte und Pflichten informieren zu lassen. ... In einer Testphase wird jetzt das Programm 'Job-Info 2000' erprobt. ... Die Teilnahme an dem einwöchigen Kursus ist für neu gemeldete Arbeitslose im Einzugsbereich des Steglitzer Amtes obligatorisch. Wer die Teilnahme verweigert, muß mit Einschränkungen bei den Leistungen rechnen." Tsp 23.12.98 S. 14

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"Bahn muß Daten bei Citibank löschen lassen
Die Deutsche Bahn muß Daten von Bahn-Card-Kunden, die sie gegen den Willen der Käufer an die Citibank weitergeleitet hat, wieder löschen lassen. ... Amtsgericht Kassel ... (Az.: 242 C 1260/98). Die Kläger hatten ... eine Bahn-Card beantragt und in den Formularen das Kleingedruckte durchgestrichen, in dem sich der Kunde mit der Weiterleitung seiner Daten einverstanden erklärt. Die Bahn läßt die Karte in den USA produzieren und gibt die Daten dort an die Citibank weiter." taz 23.12.98 S. 4

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"ANTISEMITISMUS-UMFRAGE" Tsp 23.12.98 S. 1

"Schwer zu deuten: Umfragen über Einstellungen / Kritische Anmerkungen des Soziologen Werner Bergmann zur 'Forsa'-Studie über antisemitische Haltungen
... Die Meinungsforscher haben 2005 Personen nach Eigenschaften befragt, die 'Deutschen' und 'Juden' zugeordnet werden sollten, und sie haben Aussagen über jüdischen 'Einfluß' und 'Eigentümlichkeiten' vorgelegt. 'Dieser Begriff von 'Latenz' ist nicht sinnvoll', sagte Bergmann dem Tagesspiegel, 'denn da ist nichts mehr verborgen. Die Aussagen werden ja gegenüber dem Interviewer geäußert.' Daraus kann aber nicht geschlossen werden, daß die 20 Prozent als 'latent antisemitisch' eingestuften Befragten nun manifest judenfeindliche Einstellungen haben. 'Es hängt ganz davon ab, wie man die Skala macht', sagt Bergmann. 'Ist jemand antisemitisch eingestellt, wenn er auf eine Frage mit einer judenfeindlichen Aussage reagiert, oder erst, wenn er das bei fünf Antworten tut? Es bleibt ein Element der Willkür, das ist gar nicht zu umgehen.' Deshalb seien Umfragen auch so schwer zu vergleichen; Veränderungen können nur zuverlässig registriert werden, wenn exakt dieselben Fragen und Skalen verwendet werden." Tsp 23.12.98 S. 4

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